Neues Personal Kommt aus Valdagno
Hotels und Restaurants tun sich immer schwerer, heimisches Personal für Küchen und Service zu finden. Vielleicht kommt es ja über den Brenner. Auf Initiative der Marktgemeinde haben am Montag acht junge Italiener einer Fachschule aus der Region Valdagno einmonatige Praktika in hiesigen Betrieben begonnen.
Acht junge Damen und Herren aus der Region Valdagno (sitzend) arbeiten vier Wochen in Hotels und Restaurants in Prien, Grassau und Aschau zur Probe. Gestern wurden die Praktikanten und ihre derzeitigen Chefs im Rathaus begrüßt. Berger
© Foto Berger;Anita Berger
Prien – Als eine große Priener Delegation im Oktober 2017 in Valdagno das 30-jährige Bestehen mit dem Gastgeber feierte, wurden die bayerischen Gäste an einem Festabend von einer Truppe junger Leute sehr aufmerksam und freundlich bedient. Auch das Essen war ein Genuss.
Die jungen Köche und Servicekräfte kamen vom „Istituto Professionale Alberghiero Pellegrino Artusi“, einer Fachschule für Hotellerie und Gastronomie in Recoaro Terme, der Nachbarstadt Valdagnos. Junge Italiener lernen dort in einer mehrjährigen Ausbildung das Handwerk, in dem Fachkräfte hierzulande immer seltener werden.
Mit den Klagen der heimischen Arbeitgeber dieser Branche im Hinterkopf fädelten Bürgermeister Jürgen Seifert und Partnerschaftsreferentin Ida Brömse einen Schüleraustausch der anderen Art ein. Am Montag kamen acht junge Damen und Herren aus der Fachschule in der Region Venetien in Prien an. Vier Wochen werden sie in hiesigen Betrieben mitarbeiten. Am Experiment beteiligen sich das Yachthotel Chiemsee Prien, das Golfresort Achental Grassau, das Hotel-Restaurant Fischer am See Prien, das „Seehaus am Chiemsee“, das öffentliche Restaurant auf dem Gelände des Chiemsee Yachtclubs Prien, und die Kampenwandbahn mit ihrer Sonnenalm unweit der Bergstation.
Im Priener Rathaus wurden die Arbeitgeber und ihre Praktikanten gestern Vormittag von Seifert und Brömse offiziell begrüßt. „Wenn wir Glück haben, kann heute etwas ganz Großes beginnen“, setzte Seifert große Hoffnungen in den Austausch über die Alpen hinweg, die hiesigen Personalengpässe etwas entschärfen zu können. Katharina Binz, Lehrerin unter anderem für Italienisch am Ludwig-Thoma-Gymnasium (LTG), übersetzte Seiferts Grußworte und andere Wortbeiträge, wobei die jungen Damen und Herren allesamt in Recoaro Terme Deutsch als Fremdsprache haben. Gerold Schwarzer, ehemaliger Vizedirektor des LTG, wird ihnen während des vierwöchigen Aufenthalts die Gegend rund um Prien zeigen, unter anderem natürlich die Chiemseeinseln. Die Attraktivität der Region ist einer der Pluspunkte, auf die die Arbeitgeber setzen und ihre Hoffnung daran knüpfen, dass der ein oder andere durch das Praktikum auf den Geschmack kommt und eine feste Anstellung daraus wird.
„Sehr nett und motiviert“
Bei dem Termin im Rathaus lag zwar erst ein Arbeitstag hinter den jungen Italienern, aber zumindest die ersten Eindrücke ihrer Vorgesetzten waren ausnahmslos sehr positiv. Christian A. Saxen, Direktor des Yachthotels, hatte seine beiden Schützlinge als „sehr nett und motiviert“ kennengelernt, Patrick Schmidt, Direktionsassistent im Golfresort Achental, pflichtete ihm für sein Haus bei.
Auch Johann Funk, Betriebsleiter der Kampenwandbahn, und Steffen Meier, Küchenchef der Sonnenalm, waren voll des Lobes über ihre beiden Arbeitskräfte auf Zeit aus Norditalien. So hochmotivierte junge Leute hätten sie selten erlebt. Inge Kellermann und Dominic Krauß, Inhaber des „Seehaus am Chiemsee“, sowie Manfred Beer, Inhaber vom „Fischer am See“, fanden ähnlich positive Worte. Wie Beer erwarten alle Beteiligten bis Ende Juni „stressige, aber auch schöne Wochen“.
Die umworbenen Fachkräfte von morgen waren angesichts des hochoffiziellen Anlasses im großen Sitzungssaal noch recht zurückhaltend. Sie wollten ihre Sprachkenntnisse verbessern, in den Küchen angesichts der Unterschiede deutscher und italienischer Küche insbesondere auch neue Techniken lernen, formulierten zwei stellvertretend Gründe dafür, warum sie sich für eine der Praktikumsstellen hier beworben hatten.
In knapp vier Wochen wollen sich alle Beteiligten wieder treffen, um Bilanz zu ziehen. Dann wird sich zeigen, ob der grenzüberschreitende Austausch von Fachpersonal ein Zukunftsmodell sein kann.